Mittwoch, 15. Mai 2019

Die kalte Sophie am 15. Mai


von Sophie Lange

Der 15. Mai mit dem Festtag der heiligen Sophia beendet die Tage der Eisheiligen.Vom Sophientag gibt es viele Bauernregeln, von denen einige hier aufgeführt sind:



         Der Mai in der Mitte

         hat für den Winter stets noch eine Hütte.



         Vor Nachtfrost bist du sicher nicht,

         bevor Sophie vorüber ist.

        

         Sophie man die Kalte nennt,

         weil sie gern kalt Wetter bringt.



         Vor Bonifaz kein Sommer,

         nach der Sophie kein Frost



         Pankraz, Servaz, Bonifaz

         und die kalte Sophie,

         vorher lache nie!



         Pflanze nie

         vor der kalten Sophie.



         Die kalte Sophie kommt mitunter

         mit frostiger Nacht zu uns herunter.



         Manche Pflanze wird nicht alt,

         denn die Sophie liebt es kalt.

        

         Oft hat Sophie Frost gebracht

         und manche Pflanze totgemacht.



         Pankrazi, Servazi und Bonifazi

         sind drei frostige Bazi

         Und zum Schluss fehlt nie,

         die kalte Sophie



         Die kalte Sophie bringt zum Schluss,

         ganz gern noch einen Regenguss.


Samstag, 11. Mai 2019

Handy-Freaks


von Sophie Lange



Die Schulglocke kündet den Schulschluss an. Nun erwartet man, dass die Kinder lautstark aus dem Gebäude stürmen. Aber nein! Sie stürmen zwar, aber es bleibt still. Kein Geschrei, kein Streit, kein Gerangel, alles ruhig. Hastig kramen die Kinder ihre Handys aus dem Tornister. Während des Unterrichts mussten sie diese ausschalten, doch jetzt sind sie der Lehrerdiktatur entronnen und nun wird gewischt, getippt, gesimst, gedaddelt, gezockt. Alles ringsum ist vergessen.

Von einer Bank aus beobachten Meyer Eins und Meyer Zwei das Gebaren der Kinder.  „Diese Handys! Eine Plage.“ Meyer Eins schüttelt missbilligend den Kopf. „Und diese Kinder! Sie sehen nichts, sie hören nichts!“ piepst er. „Steht das nicht schon in der Bibel?“

„So ähnlich!“ brummt Meyer Zwei. „Aber ich glaube, damit waren nicht die Handy-Freaks gemeint.“

Meyer Eins: „Was sind eigentlich Freaks?“

Meyer Zwei: „Freaks sind Nerds“

Meyer Eins: „Und was sind Nerds?“

Meyer Zwei: „Nerds sind Freaks.“

Alles klar!



Szenenwechsel  - Im Altenheim haben sich die Bewohner im „Festsaal“ versammelt. Singen steht auf dem Programm. Geduldig – und apathisch - warten sie auf die Gruppenleiterin. Diese Stille überrascht Besucher immer wieder. Wenn man da an Seniorengruppen denkt! Das ist immer ein Geschnatter und Gekicher ohne Ende. Nein, im Altersheim hat man sich längst alles erzählt, was erzählenswert ist. Und Neues passiert kaum. Man schweigt sich an. Doch dann werden Frühlingslieder gesungen: Es tönen die Lieder... / Leise zieht durch mein Gemüt.... / Es geht eine helle Flöte... / Jetzt fängt das schöne Frühjahr an.....usw. Frühlingsstimmung breitet sich aus. 



Zeitsprung - Versetzen wir uns einmal 20 Jahre später. Im „Festsaal“ ist Singen angesagt. Eine große – oder besser gesagt mittelgroße Gruppe - hat sich eingefunden. Es ist still, aber die Senioren sind durchaus aktiv. Sie haben ein Handy in der Hand und scrollen eifrig hin und her. Ja, das Handy hat die nächste Generation erreicht und diese ist nicht weniger entzückt als die jungen Freaks von einst. Mit Kindern und Enkel Infos austauschen, von Freunden Neuigkeiten erfahren, über Fußballspiele diskutieren, Spiele ausprobieren. Das macht doch richtig Spaß.



Und die einstigen Nerds? Sind sie inzwischen der Informationsflut überdrüssig? Hat sich etwas ganz Neues durchgesetzt? Oder sind sie zu dem alten Brauchtum zurückgekehrt: „Reden miteinander“? Live!

Montag, 6. Mai 2019

Frühling


Frühling



Nun ist er endlich kommen doch

In grünem Knospenschuh;

„Er kam, er kam ja immer noch“,

Die Bäume nicken sich's zu.



Sie konnten ihn all erwarten kaum,

Nun treiben sie Schuss auf Schuss;

Im Garten der alte Apfelbaum,

Er sträubt sich, aber er muss.



Wohl zögert auch das alte Herz

Und atmet noch nicht frei.

Es bangt und sorgt: „Es ist erst März,

Und März ist noch nicht Mai.“



O schüttle ab den schweren Traum

Und die lange Winterruh':

Es wagt es der alte Apfelbaum,

Herze, wag's' auch du.



Theodor Fontane (1819-1898)