Freitag, 28. September 2018

Beste Wünsche zur Gesundheit

Das ist nicht der Titel einer neuen Senioren-Story, sondern ich möchte an dieser Stelle Sophie Lange alles Gute wünschen: Sie ist leider im Krankenhaus. Dadurch ist der Strom an Geschichten erst einmal versiegt. Und mir ist auch keine neue eingefallen.
Vielleicht sieht in der nächsten Woche ja schon wieder alles anders aus.

Freitag, 21. September 2018

Herbst


 Herbstbeginn hier im Bergischen Land:
Sonntag, 23. September 2018, 03:54 MESZ

Vielleicht sieht es am Sonntagmorgen ja so aus:

Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.

Eduard Mörike (1804 - 1875), deutscher Erzähler, Lyriker und Dichter



Freitag, 14. September 2018

Als "Backfische" noch ständig kicherten



von Sophie LangeMühsam quält sich eine alte Frau aus dem Bus. Drei Mädchen beobachten sie dabei und kichern hinter vorgehaltener Hand. „Backfische“ nannte man diese halbreifen Gören zur Kaiserzeit, deren Markenzeichen ständiges Keckern war. Aber auch Goethe benutzte das Wort „Backfisch“ und schrieb vom „hübschesten Backfisch im ganzen Dorf“. In Grimms „Deutsches Wörterbuch“ von 1854 ist ein Backfisch ein „junges, unausgewachsenes Mädchen“.

Genau wird die Anfangszeit des Backfischalters festgelegt: 

Mit 14 Jahr' und sieben Wochen
ist der Backfisch ausgekrochen.

Zu Ende sollte diese alberne Zeit mit 17 Jahren sein. Diese Grenze wurde aber oft überschritten. Diesen pubertierenden Mädchen zwischen Kindheit und junge Dame sah man vieles nach: Herumalbern, Dramatisieren jeder Kleinigkeit, exorbitantes Schwärmen für Schauspieler und Sänger und besonders ständiges sinnloses Kichern.  Wenn jedoch 30jährige Frauen noch so albernes Backfischgehabe zeigen, ist das eher peinlich.
Die freien Jahre nach der Schulzeit sollten die Mädchen eigentlich nutzen, sich auf die Ehe vorzubereiten, den Haushalt oder die Haushaltsführung zu erlernen und Kindererziehung zu verstehen. Die höheren Töchter aus feinem Haus interessierten sich aber lieber für Mode, Schmuck und festliche Tanzveranstaltungen. Für die Mädchen war es wichtig, schon mal nach einem passenden, möglichst gutsituierten Ehemann Ausschau zu halten. Dass manche „Backfische“ auch recht aufmüpfig sein konnten, soll nicht verschwiegen werden, wenn auch die Gleichberechtigung von  Frauen noch in weiter Zukunft lag .

Das Wort „Backfisch“ kann etwas mit der Fischerei zu tun haben. Zeigen sich Fische nach dem Fang zu jung und zu klein für den Verkauf, werden diese Frischlinge zurück (engl. back) über Backbord wieder ins Meer geworfen und werden zu „backfish“. Dass dann der deutsche Backfisch als beliebter Schnellimbiss eine ganz andere Bedeutung bekam, war nicht vorauszusehen. Beide Bedeutungen feiert man jährlich in Worms bei einem Backfischfest.      

Andere Sprachforscher sehen den Ursprung von „Backfisch“ in der Studentensprache im Wort Baccalaurus, der Abschluss eines unteren akademischen Grades. Auch das heute gebräuchliche Bachelor stammt aus dieser Wurzel.

Aus den Backfischen wurden später Teenager, die den männlichen „Halbstarkenin nichts nachstanden. In manchem Benehmen haben die zickigen Teenies von heute durchaus Ähnlichkeit mit den kichernden Backfischen von einst, allerdings hat die heutige weibliche Jugend viel mehr Freiheit als ihre Vorfahren.

Übrigens
fanden die Backfische auch Einlass in die Jugendliteratur, so
in den „Nesthäkchen-Bänden“ von Else Ury  (1877 –1943 im KZ Auschwitz)
als „Trotzkopf“ von Emmy von Rhoden und anderen ab 1885
in den „Wildfang-Bänden“ von Angelika Harten (1858 bis 1945)

Andere Autorinnen der Backfischliteratur sind: Magda Trott, Henny Koch und andere




Donnerstag, 6. September 2018

Gassigehen im Mondenschein

von Sophie Lange

Ich wälzte mich von der rechten Seite auf die linke Seite, von der linken Seite auf die rechte. Ich konnte einfach nicht schlafen. Kein Wunder! Es war ja Vollmond! Schließlich stand ich auf und im gleichen Moment sprang meine kleine Töle aus ihrem Körbchen. „Gassi gehen?“, fragte ihr Blick.
„Es ist mitten in der Nacht“, klärte ich auf. Töles Blick: „Na und?“ Und schon holte die Hündin die Leine herbei. Gut erzogen die Kleine. Ich seufzte: „Na gut. Eine Runde um den Block.“ Ich zog meinen alten Trainingsanzug über den Schlafanzug an, schlüpfte in die Gartenstiefel, die im Flur standen, nahm den Haustürschlüssel vom Schlüsselbrett und schon waren wir draußen. Der Mond warf sein fahles Licht auf die Straßen. Kein Mensch weit und breit zu sehen. Ich ließ Töle von der Leine.
„Bleib bei Fuß“, ermahnte ich sie streng. Sie gehorchte, eine Minute lang, dann düste sie ab. Na ja, sie kannte sich ja hier vom täglichen Gassigehen aus.

Ich ging sinnend durch die Nacht, durchschritt den Park, kam in eine Siedlung. Hier war ich mein Lebtag noch nicht gewesen. Ich ging weiter, pfiff nach Töle. Nichts von ihr zu sehen oder zu hören. Schließlich kam ich an einen kleinen Pfad, der zwischen zwei Häuserreihen führte. „Heckenpfad“ nannten wir das. Auf einem Pappkarton stand in Kinderschrift geschrieben: „Hundegässchen!“ Das hatte Töle sicher auch gelesen und so betrat ich das Gässchen, um mein liebes Hündchen bald zu finden. Die Gasse wurde immer enger, die Hecken immer höher, das Mondlicht immer trüber. Von meinem Hund keine Spur.

Schließlich kam ich auf ein Plateau; kein Baum, kein Strauch, alles kahl. Hier war ich ebenfalls noch nie gewesen und doch kannte ich den Platz. Und dann wusste ich durch einen Geistesblitz plötzlich, was das war: Ein UFO-Landeplatz! Genauso hatte er im Fernsehen ausgesehen, irgendwo in irgendeiner Wüste. Würde jetzt mein lang gehegter Wunsch erfüllt werden: Entführung durch Aliens in einem UFO und ich würde weltberühmt werden, universum-berühmt. Ich sah schon die Eilmeldung: Entführung durch UFO. Und tatsächlich, da schwebte ein dreieckiges Flugobjekt heran und ließ sich ganz in meiner Nähe nieder.

Zwei Gestalten stürzten heraus, keine grüne Männchen, sondern attraktive Männer in weißen Anzügen. Hätte ich mich nur ein bisschen „staats gemaat“ (chic gekleidet)!

„Wollen Sie mitfahren?“ fragten sie mich.
„Ja, aber ich will entführt werden“, erklärte ich. Die Männer lachten, packten mich und schleppten mich in das Gefährt. Kaum war eine große Tür geschlossen, schon ging es mit einem Affenzahn in die Höhe. Ich starrte durch ein Panoramafenster nach draußen, warf der Erde tief unter uns ein Abschiedsküsschen zu und grüßte wie Queen Elizabeth den Vollmond im Vorbeifliegen. Schon landete das UFO, und wir stiegen aus. Ein Plateau ganz ähnlich wie der Startplatz. Auf der Plattform kam uns ein hoheitsvoller Außerirdischer mit Glubschaugen entgegen, begleitet von einem Riesenköter, ebenfalls mit Glubschaugen. 

Da lief es mir vor Schreck eiskalt den Rücken runter. „Oh Gott, oh Gott! Töle; ich habe meine Töle auf der Erde zurückgelassen.“  Der Glubschaugenköter knurrte mich an: „Hund vergessen! Das geht doch gar nicht“, verstand ich. Ich weiß zwar nicht, wie es passierte, doch plötzlich gab Köter mir einen Schubs und ich sauste hinab zur Erde. Es ging schneller hinunter als eben hinauf. Ich grüßte wieder den Mond - den mein Absturz ziemlich irritierte - und bald schon näherte ich mich der Erde. Jetzt musste der Aufprall kommen. Und er kam. Aber nicht hart, sondern weich und federnd. Ein frischer, blumiger Kräuterduft kitzelte meine Nase. Mein Lavendelkissen! Ich war direkt in meinem Bett gelandet. Ein Seufzer der Erleichterung entwich meiner Brust. Ein Gähnen antwortete aus dem Hundekorb. Alles war gut. Jetzt konnte ich schlafen, tief und traumlos.



Übrigens:

Meine liebe Töle verschlief den ganzen nächsten Tag. Kein Wunder, nach so einer turbulenten Vollmondnacht. Es ist mir allerdings ein Rätsel, wie sie nach Hause gefunden hat und wer ihr die Tür geöffnet hat.