In diesem Jahr sind die Besucherzahlen erfreulich angestiegen. Ich bin sicher, dass das vor allem auf die Artikel von Sophie Lange zurückzuführen ist. Ich bin also sehr froh, dass ich sie gewinnen konnte, bei den Seniorengeschichten mitzuwirken.
Ich wünsche allen Besucherinnen und Besuchern einen guten Übergang ins neue Jahr. Und für das ganze Jahr 2018 vor allem Gesundheit - wir sind ja alle Senioren - und ein fröhliches Herz.
Sonntag, 31. Dezember 2017
Mittwoch, 27. Dezember 2017
Zwischen den Jahren
Es war still im Wald, kein Laut, kein Geräusch in dem Tal, das der Volksmund „im Paradies“ nennt. Eine heilige Stille oder eine unheimliche Stille? Und doch war da ein geheimnisvolles Flüstern, ein fremdartiges Wispern. Es schien hoch oben aus den Baumwipfeln zu kommen. Oder noch höher aus unvorstellbaren Sphären, fern von Raum und Zeit.
Es war die Zeit zwischen den
Jahren vom 24. Dezember bis 6. Januar und in dieser Zeit der 12 Raunächte
geschieht so allerhand Mysteriöses zwischen Himmel und Erde. So wurde aus dem
Flüstern allmählich ein Säuseln und
Rascheln, ein Sausen und Brausen, ein Raunen und schließlich ein
durchdringendes Spektakel. Dann ein schrilles Gekreische und ein ausgelassenes
Getöse. Jetzt war es klar. Es wurde zur wilden Jagd aufgerufen. Einen Flashmob
würde man das heute nennen, ein Treffen, zu dem in den sozialen Netzwerken
aufgerufen wird und zu dem sich immer mehr Menschen einfinden. Doch es waren
keine Menschen, die da polternd in den Lüften zusammenkamen, sondern Geister,
alles was die Geisterwelt zu bieten hat.
Zunächst war da ein stolzer
Ritter auf einem noch stolzeren Ross. Wotan höchstpersönlich, der germanische
Gott und Heeresführer; ihm zur Seite ruhmreiche Ritter, wilde ewige Jäger,
grausige Höllengeister, knochenbleiche Schreckgespenster, gefräßige Werwölfe,
teuflische Nachtmahre, gefallene Engel sowie Dämonen mit blutroten funkelnden
Augen. Es folgte die große Schar der unerlösten Seelen, die Untoten, die sich
mit stampfenden Beinen und rudernden Armen von der Erde in den Himmel
hochschraubten.
Zwischen den Geistern treiben
einige tierische Ungeheuer ihr Unwesen:
kläffende schwarze Hunde, heulende Rauhnachtswölfe, grässliche Geistergäule, furchteinflößende Drachen und
Einhörner, krächzende Raben, Monster aller Couleur. Peitschen knallen, Befehle bellen, ein
Gekreische und Geschreie, die reinste Kakofonie.
Und dann erscheint sie: die
Göttin in Himmel und auf Erden: Frau Holle, die Perchte, mit ihrem Frauenheer,
unüberschaubar groß: verzauberte Prinzessinnen in rauschender Seide, wilde
Amazonen auf feurigen Rossen, furchterregende Hexen auf sperrigen Besenstielen,
bereit zum gestelzten Lufttanz. Wotan begrüßt die Göttin und ihr Gefolge
ehrfurchtsvoll.
Die Unruhe wird immer
ungezügelter und endlich bei der ersten fernen Dämmerung gibt Wotan das Zeichen
zum Aufbruch. Die wilde Jagd beginnt. „Im Paradies“ wird die Luftstille zu
einem Wind, der Wind entwickelt sich zum Sturm, die Sturmböen explodieren in
einen Orkan. Das wilde Heer jagt über den Himmel, lässt die Erde erbeben, die
Menschen erzittern.
Einige Späher beobachten
genau, was sich auf der Erde tut. Halten die Menschen sich an die uralten
Überlieferungen, die in der Zeit vom 24. Dezember bis 6. Januar beachtet werden
müssen? Erstes Gebot: Absolute Ruhe! Alle Aktivitäten haben zu unterbleiben.
Die Geister haben allein das Sagen. Die Menschen sollen das alte Jahr
überdenken und sich auf das neue Jahr vorbereiten. Doch da! Da spaltet doch
tatsächlich ein Mann Holzscheite auf dem Holzklotz. Einige Geister erhalten
einen Wink von Wotan und schon sausen sie runter zur Erde, umkreisen den Mann
mit Gebrüll, reißen ihm die Axt aus der Hand, den Hut vom Kopf. Er flüchtet ins
Haus. Schnell zündet er eine Kerze an, stellt sie ins Fenster. Hoffentlich kann
er damit die Geister besänftigen.
Alle Häuser, in deren Fenster
eine Kerze leuchtet, werden von der wilden Jagd verschont. So sagt es der
Volksmund. Die meisten Menschen befolgen das Gebot; manche meinen es besonders
gut, sie lassen ihr Haus von einem ganzen Lichtermeer anstrahlen. Ach, diese
Menschen, sie müssen immer übertreiben. Das gefällt Wotan überhaupt nicht.
„Blast die Lichter aus“, befiehlt er mit zorniger Stimme. Aber diese lassen sich nicht auspusten. Und
so toben die Wilden durch die Glühbirnen, durch die Kabel, hinterlassen ein
wüstes Chaos, bis das Haus dunkel ist, stockfinster.
Auch Frau Holle späht nach
unten. Da! Da hängt doch tatsächlich Wäsche auf der Leine. Es ist ein einsames
Haus, irgendwo am Waldrand. Dabei wissen doch alle Frauen, dass man in der
heiligen Zeit keine Wäsche waschen darf und erst recht nicht draußen aufhängen.
Schon sind einige Helferinnen unterwegs, stürmen in die Betttücher, verfangen
sich in lange Unterhosen, zerreißen Pullover und Hosen. Sie werden nicht mehr
weg kommen, müssen ein ganzes Jahr lang auf der Erde bleiben, denn die wilde
Jagd ist längst weitergezogen. Gutes
bringen die Zurückgebliebenen den Bewohnern des Hauses nicht. Die Strafe für
die Überschreitung des Verbots besteht in Pech und Unglück, Tag für Tag, das
ganze Jahr hindurch.
Doch nicht nur Angst und
Schrecken verbreitet das Gespensterheer. Dafür sorgt die Göttin Holle, die als
Frau Holle im Märchen die bösen Menschen zwar bestraft, die guten aber reich
belohnt. So hält sie Ausschau nach Menschen, die fleißig sind, hilfsbereit,
bescheiden, liebevoll, einsam. Und wenn diese Menschen in einer Nacht zwischen
den Jahren ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit verspüren, dann wissen sie,
Frau Holle war bei ihnen, leise, geheimnisvoll, unsichtbar.
Die Göttin ist es, die Magie
in die Zeit zwischen den Jahren bringt.
Sophie Lange
Sophie Lange
Eine Geschichte „Zwischen den
Jahren“ gibt es hier
Samstag, 23. Dezember 2017
Weihnachtsgrüße
Aus der winterlichen Eifel
wünsche ich allen meinen treuen Lesern und Leserinnenein gesegnetes Weihnachtsfest
mit besinnlichen und glücklichen Stunden
Ihre Sophie Lange
Auch ich wünsche allen, die hier hineinschauen, ein frohes Weihnachtsfest
Ihre Anne Poettgen
Freitag, 22. Dezember 2017
Weihnachten 2017
Noch einmal ein Weihnachtsfest,
Immer kleiner wird der Rest,
Aber nehm ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte -
Rechnet sich aus all dem Braus
Doch ein richtig Leben raus.
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.
Immer kleiner wird der Rest,
Aber nehm ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte -
Rechnet sich aus all dem Braus
Doch ein richtig Leben raus.
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.
Zum 24. Dezember 1891
Theodor Fontane 1819-1898Donnerstag, 14. Dezember 2017
Weihnachtsstress
Also alles wieder auf Anfang.
So will Gertrud heute in die
Stadt fahren und die notwendigen Weihnachtsbesorgungen machen. Doch zunächst
gönnt sie sich bei Kerzenlicht am Adventskranz ein ausgiebiges Frühstück.
Soviel Zeit muss sein. Und dann Auto raus und ab in die Stadt.
Gertrud streift durch die Geschäfte,
schaut hier, prüft dort, kauft eine Kleinigkeit. In einer Boutique staunt sie
über das riesige Angebot an künstlichen Kerzen, batteriebetrieben mit
beweglicher Flamme – ohne Flamme; mit Fernbedienung, mit Timer, in allen Farben
und Schattierungen: feuerrot, aquamarin, zartrosa, altlila, kleinkariert;
dekoriert mit Engel, Sternen, Tannen, Rentieren, Weihnachtsmännern. Nein, das
ist nichts für Gertrud. Sie liebt das Natürliche. Nur echte Kerzen schaffen
eine besinnliche Atmosphäre, strahlen diese mystische Magie aus, diese
winterliche Ruhe, diese weihnachtliche Feststimmung. Man muss natürlich die
„echten“ Flammen im Auge behalten.
Gertrud bleibt ruckartig
stehen, als ob sie gegen eine Glaswand gelaufen wäre, Flammen! Hat sie die
Kerzen am Frühstückstisch ausgeblasen? Nein! Ja! Nein! Doch! Nein, nein, nein!
Sie weiß es nicht. Ihr wird siedeheiß. Blitzschnell stürzt sie aus dem Lädchen.
Die Gedanken jagen durch ihren Kopf. Die Kerzen sind bestimmt schon runter
gebrannt. Der Tannenkranz hat Feuer gefangen. Es knistert, es knarrt, es
knarzt. Funken fliegen, Flammen züngeln. Ogott-ogott.
Sie weiß später nicht mehr,
wie sie zum Parkhaus gekommen ist, wie sie das Auto durch die Stadt gesteuert
hat. Nun jagt sie über Landstraßen. Dörfer tauchen auf und bald entdeckt sie
auch ihren Heimatort. Flammen? Feuer? Feuerwehr? Fegefeuer, Hölle? Nein, es
sieht alles ganz friedlich aus. Aber da! Rauchwolken! Das ist doch ihre Straße.
Jetzt drückt sie voll auf die Tube. In Rekordzeit hat sie ihre Straße erreicht,
ihr Haus, die qualmende Säule. Aber -
das ist ja gar nicht ihr Haus. Der Rauch steigt aus dem Garten des Nachbarn,
der mal wieder verbotenerweise stinkenden Abfall verbrennt.
„Müssen Sie immer die Umwelt
verschmutzen!“ Gertrud schreit, panisch und doch erleichtert. „Das ist
rücksichtslos! Das ist unverschämt! Das ist – das ist -
kriminell!“ Ihre Stimme bricht.
Der Nachbar schaut sie
verblüfft an. „Alles in Ordnung mit Ihnen?“ fragt er seelenruhig. Gertrud
antwortet nicht. Sie stürzt ins Haus, stolpert in die Küche, steht vor dem
Esstisch. Die Kerzen sind aus – natürlich. Unbewusst, automatisch ausgepustet.
Sie lässt sich auf einen Stuhl fallen. Sie ist fix und fertig. Sie braucht
einen Kaffee.
Erst allmählich wird ihr
klar, dass sie von ihren Besorgungen nichts erledigt hat. Also morgen nochmals
alles auf Anfang. Sie will sich aber besser vorbereiten, will einen
ausführlichen Einkaufszettel und einen exakten Laufzettel schreiben. Sie nimmt
einen Zettel, notiert: K-Kerzen, Batterien.
Dann eine besinnliche Vorweihnachtszeit
- ohne Stress!
Das wünscht uns Sophie Lange
Samstag, 9. Dezember 2017
Der Überfall
„Habt ihr das schon gehört?
Unsere Margret!“ Susanne war außer Atem in die Cafeteria gerauscht.„Nein. Was ist denn?“, fragte Johanna und strich sich wieder ihre weißen Haare
nach hinten. Eine Macke, wie Susanne hinter vorgehaltener Hand meinte.„Der Überfall!“„Der Überfall, oh Gott! Was ist passiert?“ Gerda.„Habt ihr Margret denn nicht gesehen? Blau – das ganze Gesicht!“ Susanne,
hocherfreut, dass sie als Einzige Genaueres wusste. Sie hatte sich inzwischen
niedergelassen.
Johanna war in ihren Stuhl zurückgefallen, sie war sprachlos, sie war entsetzt.
Auch Gerda konnte es nicht fassen: blau – im ganzen Gesicht. Musste ja schrecklich aussehen.
„Und wie ist es denn passiert?“ Johanna.
„Hoch dramatisch!“ Susanne.
„Nun red‘ schon!“ Gerda.
Susanne holte tief Luft, reckte sich und begann: „Also, das war so: Margret machte mit ihren Tischnachbarn einen Besuch in Düsseldorf.“ Pause.
„Ja und?“ Gerda.
„Ja, und stellt euch vor …“, Susanne legte eine weitere Pause ein. Es brachte ihr nicht viel, die beiden anderen schwiegen, starrten sie nur an, zunehmend ungeduldiger.
„Stellt euch vor: Da kommen drei Bengel, Burschen, höchstens sechzehn – vielleicht siebzehn Jahre alt und rempeln Herrn Obermaier an – einer der Tischnachbarn von Margret.“ Die beiden anderen schwiegen weiter – eigentlich ging es doch um den Überfall auf Margret – was redete die da? Endlich bequemte sich Gerda, doch zu fragen: „Und Margret?“
„Ja, stellt euch vor … Margret - Margret stürzte sich auf einen von den Typen – und …“
„Und?“, fragte nun Johanna, leicht gereizt durch die stockende Erzählweise von Susanne.
„Und der Typ hat zurückgeschlagen!“
„Zurückgeschlagen …“, murmelte Gerda und schüttelte den Kopf. Was für eine Welt. Alle drei schwiegen jetzt.
„Das war verdammt tapfer von Margret – das hätte ich ihr nie zugetraut.“ Johanna.
„Stimmt. Eigentlich ist sie doch eher zurückhaltend.“ Gerda.
„Ich hätte das nicht gemacht, ehrlich gesagt.“ Susanne.
Man saß noch eine Weile beisammen, trank Kaffee, aß Kuchen und verlor sich in Gedanken über die Schlechtigkeit der heutigen Zeit. Gut, gegen Trump, gegen Erdogan, gegen Putin war das nix – aber es betraf sie hautnah. Eine von ihnen.
Auch Gerda konnte es nicht fassen: blau – im ganzen Gesicht. Musste ja schrecklich aussehen.
„Und wie ist es denn passiert?“ Johanna.
„Hoch dramatisch!“ Susanne.
„Nun red‘ schon!“ Gerda.
Susanne holte tief Luft, reckte sich und begann: „Also, das war so: Margret machte mit ihren Tischnachbarn einen Besuch in Düsseldorf.“ Pause.
„Ja und?“ Gerda.
„Ja, und stellt euch vor …“, Susanne legte eine weitere Pause ein. Es brachte ihr nicht viel, die beiden anderen schwiegen, starrten sie nur an, zunehmend ungeduldiger.
„Stellt euch vor: Da kommen drei Bengel, Burschen, höchstens sechzehn – vielleicht siebzehn Jahre alt und rempeln Herrn Obermaier an – einer der Tischnachbarn von Margret.“ Die beiden anderen schwiegen weiter – eigentlich ging es doch um den Überfall auf Margret – was redete die da? Endlich bequemte sich Gerda, doch zu fragen: „Und Margret?“
„Ja, stellt euch vor … Margret - Margret stürzte sich auf einen von den Typen – und …“
„Und?“, fragte nun Johanna, leicht gereizt durch die stockende Erzählweise von Susanne.
„Und der Typ hat zurückgeschlagen!“
„Zurückgeschlagen …“, murmelte Gerda und schüttelte den Kopf. Was für eine Welt. Alle drei schwiegen jetzt.
„Das war verdammt tapfer von Margret – das hätte ich ihr nie zugetraut.“ Johanna.
„Stimmt. Eigentlich ist sie doch eher zurückhaltend.“ Gerda.
„Ich hätte das nicht gemacht, ehrlich gesagt.“ Susanne.
Man saß noch eine Weile beisammen, trank Kaffee, aß Kuchen und verlor sich in Gedanken über die Schlechtigkeit der heutigen Zeit. Gut, gegen Trump, gegen Erdogan, gegen Putin war das nix – aber es betraf sie hautnah. Eine von ihnen.
Auf dem Weg zum Aufzug trafen
die drei Damen auf Margret. Tatsächlich – alles blau. Je nach Temperament wurde
umarmt oder nicht. Bedauernde Worte - und endlich die Frage: „Wie ist denn das
passiert?“ Schließlich wollte man Margret den großen Auftritt ermöglichen – sie
sollte hier und jetzt die ganze Geschichte erzählen können.
„Wie so etwas nun mal passiert: Eine Bodenplatte war locker, ich stolpere, kann mich nicht halten und schon war es passiert – ich lag der Länge nach am Boden.“
„Wie so etwas nun mal passiert: Eine Bodenplatte war locker, ich stolpere, kann mich nicht halten und schon war es passiert – ich lag der Länge nach am Boden.“
Zurück in ihrer Wohnung
wunderte sich Margret, dass niemand sie wegen des Sturzes bedauert hatte. So kannte sie ihre
Freundinnen doch gar nicht. Schließlich – ihr ganzes Gesicht: blau. Und Susanne hatte zwei unerfreuliche Telefonate. Aber sie hielt dicht und verriet nicht, von wem sie die Geschichte hatte.
Montag, 4. Dezember 2017
Nikolaus und Hans Muff
Eine Geschichte, die uns Sophie Lange aus der Eifel erzählt
Horrorszene in der Kinderzeit vor 50, 60 Jahren und mehr. Ein dunkler Abend Anfang Dezember. Der Vater arbeitet noch mit einer Stalllaterne im Stall, in der Scheune oder wer weiß wo. Der Rest der Familie hockt in der heimelig warmen Küche. Das Türchen an der Feuerstelle ist geöffnet und die Glut spendet Licht und Wärme. Die Mutter flickt Kinderhosen, die Oma strickt irgendetwas Langes, vielleicht einen Schal. Opa pafft an der Pfeife - ist auch wichtig. Und die Kinder? Es gibt kein Laptop, kein Smartphone, kein Wii, keine Playstation – nichts. Womit haben Kinder sich früher nur beschäftigt?
Plötzlich lautes Gerumpel vor der
Tür.
Hohoho!
Der Nikolaus ist da.
Schon öffnet sich die Tür und da steht er: groß, mächtig, würdevoll - mit Bischofsgewand, Mitra und Bischofsstab. Das Gesicht versteckt hinter einem fülligen langen weißen Bart. Vor sich hält er ein dickes, rotes Buch, das Sündenregister der Kinder. Hinter ihm eine finstere Gestalt, pechschwarz von Kopf bis Fuß: Der Hans Muff oder auch Knecht Ruprecht genannt. Rostige Eisenketten baumeln über seine Schultern und damit rasselt der Kinderschreck scheppernd. In der rechten Hand hält er einen knorrigen Knüppel; mit einem grummeligen Brummen droht er damit den Kindern Doch das Schrecklichste ist ein Sack auf seinem Rücken und daraus baumelt – die Kinder schaudern – ein Kinderbein. Jedes Kind hat es im Lauf der letzten Monate immer wieder zu hören gekriegt: Wenn du nicht brav bist, steckt Hans Muff dich in den Sack. Angstvoll flüchtet die Schar hinter die Mutter. Wer hat nichts auf dem Kerbholz!
Hohoho!
Der Nikolaus ist da.
Schon öffnet sich die Tür und da steht er: groß, mächtig, würdevoll - mit Bischofsgewand, Mitra und Bischofsstab. Das Gesicht versteckt hinter einem fülligen langen weißen Bart. Vor sich hält er ein dickes, rotes Buch, das Sündenregister der Kinder. Hinter ihm eine finstere Gestalt, pechschwarz von Kopf bis Fuß: Der Hans Muff oder auch Knecht Ruprecht genannt. Rostige Eisenketten baumeln über seine Schultern und damit rasselt der Kinderschreck scheppernd. In der rechten Hand hält er einen knorrigen Knüppel; mit einem grummeligen Brummen droht er damit den Kindern Doch das Schrecklichste ist ein Sack auf seinem Rücken und daraus baumelt – die Kinder schaudern – ein Kinderbein. Jedes Kind hat es im Lauf der letzten Monate immer wieder zu hören gekriegt: Wenn du nicht brav bist, steckt Hans Muff dich in den Sack. Angstvoll flüchtet die Schar hinter die Mutter. Wer hat nichts auf dem Kerbholz!
Nur der kleine Karl bleibt
todesmutig vor dem heiligen Mann stehen. Er hat vorgesorgt. Er ist clever. Er
hat ein Taschenmesser organisiert und in die Hosentasche gesteckt. Jetzt soll
der Hans Muff ihn ruhig in den Sack
stecken. Messer raus – ratsch – raus aus dem Sack und weg über alle Berge.
Der Nikolaus winkt Karlchen heran:
„Jetzt will ich mal gucken, was alles in meinem Himmelsbuch über dich steht.
Hier ist es schon: Dem Schaukelpferd die Mähne abgeschnitten, Mariechen an den
Zöpfen gezogen, eine Fensterscheibe im Nachbarhaus eingeworfen – mann-mann-mann
– da kommt allerhand zusammen. Hans Muff, pack' ihn! Steck' ihn in den Sack,
aber“ – er winkt den Kleinen noch näher ran – „zuerst rückst du mal das Messer
raus.“
Der Junge ist starr vor Schreck.
Woher weiß der Nikolaus das? Stimmt es wirklich, was die Mutter immer sagt: Der
heilige Mann sieht alles. Alles! Zaghaft trennt er sich von seiner letzten
Hoffnung.
„Nicht in den Sack“, bettelt der
Kleine mit bebender Stimme. „Egal, was ich Böses getan habe, ich tue es nie
mehr.“
Der Nikolaus schaut ihn ernst an. „Dann sprich mal ein Gebet, dann will ich es mir noch überlegen.“
Karlchen faltet fromm die Hände: „Ich bin klein, mein Herz ist rein ...“ Doch dann weiß er nicht weiter. Jetzt ist alles aus. Doch da sind plötzlich seine Geschwister neben ihm und gemeinsam sprechen sie das Gebet zu Ende: “... soll niemand darin wohnen als Jesukindchen allein.“
Der Nikolaus ist sichtlich gerührt. Immer wieder hört er, dass sich Geschwister wie die Kesselflicker zanken, doch wenn eines von ihnen in Bedrängnis gerät, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel, eine eingeschworene Gemeinschaft. Karlchen ist gerettet.
Der Nikolaus schaut ihn ernst an. „Dann sprich mal ein Gebet, dann will ich es mir noch überlegen.“
Karlchen faltet fromm die Hände: „Ich bin klein, mein Herz ist rein ...“ Doch dann weiß er nicht weiter. Jetzt ist alles aus. Doch da sind plötzlich seine Geschwister neben ihm und gemeinsam sprechen sie das Gebet zu Ende: “... soll niemand darin wohnen als Jesukindchen allein.“
Der Nikolaus ist sichtlich gerührt. Immer wieder hört er, dass sich Geschwister wie die Kesselflicker zanken, doch wenn eines von ihnen in Bedrängnis gerät, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel, eine eingeschworene Gemeinschaft. Karlchen ist gerettet.
Der Nikolaus verteilt noch Äpfel
und dann brechen der Himmelsbote und sein Knecht wieder auf. Besonders der kleine Karl erhält noch eine
eindringliche Ermahnung. Der Sack droht auch im nächsten Jahr.
Etwas später kommt der Vater ins
Haus. Die Kinder berichten ihm aufgeregt: „Der Nikolaus war da.“
Der Vater ist überrascht: „Nää nää!? Da habe ich den schon wieder verpasst. Jedes Jahr dasselbe.“ Und geduldig hört er sich an, was die Kinder erzählen. Doch bald schickt die Mutter die Bande ins Bett. Polternd geht es die Treppe hoch. Karlchen jagt Mariechen und als er sie erreicht hat, zieht er sie an den Zöpfen. Mit Schmackes! ‚
Das Mädchen schreit gellend auf: „Au! Aua! Du kommst in den Sack!“ Aber das kann Karlchen heute nicht mehr schrecken. Bis zum nächsten Jahr ist noch lang her.
Der Vater ist überrascht: „Nää nää!? Da habe ich den schon wieder verpasst. Jedes Jahr dasselbe.“ Und geduldig hört er sich an, was die Kinder erzählen. Doch bald schickt die Mutter die Bande ins Bett. Polternd geht es die Treppe hoch. Karlchen jagt Mariechen und als er sie erreicht hat, zieht er sie an den Zöpfen. Mit Schmackes! ‚
Das Mädchen schreit gellend auf: „Au! Aua! Du kommst in den Sack!“ Aber das kann Karlchen heute nicht mehr schrecken. Bis zum nächsten Jahr ist noch lang her.
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