von Anne Pöttgen
Dieser Beitrag sollte vor genau einer Woche erscheinen, aber es kam leider ein Krankenhausaufenthalt dazwischen. Ab Freitag geht es dann im alten Rhythmus weiter.
Ich wohne seit genau fünf Jahren
in Hochdahl, einem Teil des Städtchens Erkrath, östlich von Düsseldorf. Hört
sich unspektakulär an, aber es gibt viel zu erzählen.
Die Stadt
Erkrath und die Nachbarstadt Mettmann streiten sich darum, auf wessen
Gebiet der Neandertaler gefunden wurde. Das Neandertal,
durchflossen von der Düssel, beginnt definitiv am Rand von Erkrath, Mettmann
liegt um einiges entfernt oberhalb vom Tal. Da aber Mettmann Kreisstadt ist,
haben wohl beide Recht. Für mich ist interessant, dass ich zwei Kilometer
Luftlinie entfernt vom Fundort des Neanderthalers wohne. Soweit zu ganz
„alt“.
„Neu“ ist ganz Hochdahl. Vor nicht
allzu langer Zeit gab es auf dem Stadtgebiet nur einzelne Höfe, an die jetzt
noch durch Straßennamen erinnert wird. Einer davon¸ der Hof Hochdahl, gab dem
ganzen Ort den Namen. In den sechziger Jahren platzte das nahe Düsseldorf aus
allen Nähten, machte sich Hoffnung auf die Eingemeindung des Gebietes, das
tatsächlich irgendwo an Düsseldorf grenzte. Das ist heute nicht mehr so:
Zwischen Düsseldorf und Erkrath wurden Stadtteile getauscht und für Düsseldorf
war der Traum von der Eingemeindung ausgeträumt.
In Hochdahl wuchsen Hochhäuser über
Hochhäuser für die Wohnungsuchenden heran. Das führte dazu, dass Hochdahl
inzwischen mehr als 27.000 Einwohner hat, die Mutterstadt Erkrath bringt es auf
46.000 einschließlich Hochdahl. Da reichlich Grund und Boden zur Verfügung
stand, haben die klugen Stadtväter dafür gesorgt, dass Baumgruppen und sogar
kleine Wäldchen erhalten blieben. Auf einer alten Topographischen Karte sind
die Wälder, Felder und Höfe noch gut zu erkennen.
Hochdahl ist ein
grüner Ort, was von oben gut zu erkennen ist.
Hochdahl hat nämlich auch ein Oben,
das ist die südliche Höhe des Neandertals. Da ganz oben gab es einen der ersten
Bahnhöfe Deutschlands. Mit dem Bau der Strecke wurde 1838 begonnen. Fabrikanten
des nahen Wuppertal brauchten einen Weg, um ihre Waren an den Rhein zu bringen,
von wo aus sie in alle Welt gingen.
Die Bahnstrecke Wuppertal –
Düsseldorf war bis vor kurzem die steilste Strecke Europas. Von der Rheinebene mit 38 Meter über Normal, bis zum
Bahnhof Hochdahl mit 75 Metern musste der Zug mit einer Seilzuganlage gezogen
werden. Es war eine Steigung von 33 Prozent zu überwinden. Ein kleines Museum
im alten Lokschuppen erinnert heute daran.
Der Bau der
Strecke war Anlass zum Bau einer Eisenhütte. Wie das? Es wurde
Eisenerz gefunden, abgebaut und
von 1847 bis 1912 verhüttet. Der Bürgerverein Hochdahl berichtet, dass in den
besten Zeiten der Hütte mehr als hundert Menschen beschäftigt waren. Heute
erinnern noch einige Straßennamen südlich der Bahnstrecke an die Zeit der Hütte
Eintracht: Hüttenstraße, Stahlstraße, oder Bessemerstraße. Soweit zu „neu“.
Zu „alt“ ist aber noch etwas
Wichtiges zu bemerken. Ich wohne an einer Straße, der Sedentaler Straße, die im
Mittelalter Teil einer Handelsstraße war, der strata coloniensis. Sie führte
auf verschiedenen Trassen, meine hier ist die Trasse Nummer drei, von Köln nach
Essen. Genauer gesagt nach Werden, zur Reichsabtei Werden. Nördlich davon
endete sie auf dem viel älteren Westfälischen Hellweg. An vielen Stellen im
Raum Düsseldorf und Erkrath sind die Trassen heute noch zu erkennen.
Aus der „Straße“ ist allerdings ein Feldweg geworden. Meine
Nummer drei führte durch die Gegend, die heute Hochdahl heißt, über die Höhe,
nahe am heutigen Bahnhof vorbei, hinunter ins Neandertal und wieder hinauf nach
Mettmann¸ weiter über die Höhen des Niederbergischen Landes nach Werden.
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