Mittwoch, 18. Juli 2018

Hochdahl - alt und neu


von Anne Pöttgen
Dieser Beitrag sollte vor genau einer Woche erscheinen, aber es kam leider ein Krankenhausaufenthalt dazwischen. Ab Freitag geht es dann im alten Rhythmus weiter.

Ich wohne seit genau fünf Jahren in Hochdahl, einem Teil des Städtchens Erkrath, östlich von Düsseldorf. Hört sich unspektakulär an, aber es gibt viel zu erzählen.

Die Stadt Erkrath und die Nachbarstadt Mettmann streiten sich darum, auf wessen

Gebiet der Neandertaler gefunden wurde. Das Neandertal, durchflossen von der Düssel, beginnt definitiv am Rand von Erkrath, Mettmann liegt um einiges entfernt oberhalb vom Tal. Da aber Mettmann Kreisstadt ist, haben wohl beide Recht. Für mich ist interessant, dass ich zwei Kilometer Luftlinie entfernt vom Fundort des Neanderthalers wohne. Soweit zu ganz „alt“. 

„Neu“ ist ganz Hochdahl. Vor nicht allzu langer Zeit gab es auf dem Stadtgebiet nur einzelne Höfe, an die jetzt noch durch Straßennamen erinnert wird. Einer davon¸ der Hof Hochdahl, gab dem ganzen Ort den Namen. In den sechziger Jahren platzte das nahe Düsseldorf aus allen Nähten, machte sich Hoffnung auf die Eingemeindung des Gebietes, das tatsächlich irgendwo an Düsseldorf grenzte. Das ist heute nicht mehr so: Zwischen Düsseldorf und Erkrath wurden Stadtteile getauscht und für Düsseldorf war der Traum von der Eingemeindung ausgeträumt.

In Hochdahl wuchsen Hochhäuser über Hochhäuser für die Wohnungsuchenden heran. Das führte dazu, dass Hochdahl inzwischen mehr als 27.000 Einwohner hat, die Mutterstadt Erkrath bringt es auf 46.000 einschließlich Hochdahl. Da reichlich Grund und Boden zur Verfügung stand, haben die klugen Stadtväter dafür gesorgt, dass Baumgruppen und sogar kleine Wäldchen erhalten blieben. Auf einer alten Topographischen Karte sind die Wälder, Felder und Höfe noch gut zu erkennen.

Hochdahl ist ein grüner Ort, was von oben gut zu erkennen ist. 

Hochdahl hat nämlich auch ein Oben, das ist die südliche Höhe des Neandertals. Da ganz oben gab es einen der ersten Bahnhöfe Deutschlands. Mit dem Bau der Strecke wurde 1838 begonnen. Fabrikanten des nahen Wuppertal brauchten einen Weg, um ihre Waren an den Rhein zu bringen, von wo aus sie in alle Welt gingen.

Die Bahnstrecke Wuppertal – Düsseldorf war bis vor kurzem die steilste Strecke Europas. Von der Rheinebene mit 38 Meter über Normal, bis zum Bahnhof Hochdahl mit 75 Metern musste der Zug mit einer Seilzuganlage gezogen werden. Es war eine Steigung von 33 Prozent zu überwinden. Ein kleines Museum im alten Lokschuppen erinnert heute daran. 

Der Bau der Strecke war Anlass zum Bau einer Eisenhütte. Wie das? Es wurde

Eisenerz gefunden, abgebaut und von 1847 bis 1912 verhüttet. Der Bürgerverein Hochdahl berichtet, dass in den besten Zeiten der Hütte mehr als hundert Menschen beschäftigt waren. Heute erinnern noch einige Straßennamen südlich der Bahnstrecke an die Zeit der Hütte Eintracht: Hüttenstraße, Stahlstraße, oder Bessemerstraße. Soweit zu „neu“. 

Zu „alt“ ist aber noch etwas Wichtiges zu bemerken. Ich wohne an einer Straße, der Sedentaler Straße, die im Mittelalter Teil einer Handelsstraße war, der strata coloniensis. Sie führte auf verschiedenen Trassen, meine hier ist die Trasse Nummer drei, von Köln nach Essen. Genauer gesagt nach Werden, zur Reichsabtei Werden. Nördlich davon endete sie auf dem viel älteren Westfälischen Hellweg. An vielen Stellen im Raum Düsseldorf und Erkrath sind die Trassen heute noch zu erkennen. 

Aus der „Straße“ ist allerdings ein Feldweg geworden. Meine Nummer drei führte durch die Gegend, die heute Hochdahl heißt, über die Höhe, nahe am heutigen Bahnhof vorbei, hinunter ins Neandertal und wieder hinauf nach Mettmann¸ weiter über die Höhen des Niederbergischen Landes nach Werden.


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