Freitag, 18. Januar 2019

Der Spatz und die Mösch


Die drei Spatzen


Von Christian Morgenstern 1871 - 1914

In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.

Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrüber, da schneit es, hu!

Sie rücken zusammen dicht an dicht.
So warm wie der Hans hat's niemand nicht.

Sie hör'n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.


Als ich das kleine Gedicht „Die drei Spatzen“ in einer Seniorengruppe vortrug, kam als Kommentar: „Wir sagen zum Spatz auf platt Mösch.“ Dabei ist auffallend, dass der kleine Piepmatz im Hochdeutschen den männlichen Artikel trägt: der Spatz, in der Mundart aber weiblich ist: die Mösch. Wahrscheinlich wird hier noch das altlateinische Ursprungswort für Mösch erkennbar: muscia, das sowohl Vogel als auch Fliege heißen kann. Und dieses lateinische Wort ist auf jedem Fall weiblich.
Das Wort Mösch gehörte mal zu den beliebtesten rheinischen Dialektwörtern, so dass Willi Ostermann (1876-1936) dazu einen Karnevalsschlager dichtete und komponierte:

Die Mösch, die Mösch, die Mösch,
wie kött die Mösch bei os en de Kösch (Küche).
Und setzt sich medde op der Desch (Tisch),
die Mösch, die Mösch, die Mösch.



Das lautmalende Wort inspirierte mich dann auch zu einem Vierzeiler:

Der graue Spatz, die schöne Mösch,
die turtelten im Frühlingsbösch.
Sie bauten sich ein nettes Nest
und feierten ein Möschefest.

     Sophie Lange


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