von Sophie
Lange
„Am Wochenende können Sie nach Hause,“ versprach der junge
Stationsarzt mir zum Ende der Visite. „Wirklich?“, fragte ich überrascht. Der
Arzt grinste, wandte sich dem Assistenzarzt zu, flüsterte ihm etwas ins Ohr und
tuschelnd verließen die beiden das Krankenzimmer. Was gab es da zu flüstern? Da
vermutet man doch direkt etwas, was man nicht wissen soll. Meine
pessimistischen Gedanken will ich hier lieber nicht niederschreiben, vielleicht
wollten die Götter in Weiß mich nur ein bisschen zum Narren halten. Wenn ich eines nicht leiden kann, dann ist es Getuschel. Hier sollen wohl
Geheimnisse geheim bleiben.
Als ich zum ersten Mal mit meinem Rollator durch
unsere Straße fuhr, glaubte ich, überall Getuschel zu hören. „Schau mal die
Alte da, wie stolz sie auf ihren 'Mercedes' ist,“ meinte ich zu verstehen. Ob
im Bus, bei einer Versammlung oder bei einer Familienfeier, überall wird
getuschelt. Sogar beim Fußballspiel meinen Profis, sie müssten sich durch
Flüstern hervortun und vorsichtshalber halten sie sich die Hand vor dem Mund,
damit bloß niemand auf die Idee kommt, sich im Lippenlesen zu versuchen.
Neugierig bin ich, wenn Politiker sich gegenseitig etwas ins Ohr flüstern. Und die haben anscheinend andauernd etwas zu erzählen, was keinem normalen Bürger etwas angeht.
Um die Spannung zu steigern, wird gerne in einem Thriller eine Flüsterstimme eingefügt.
Neugierig bin ich, wenn Politiker sich gegenseitig etwas ins Ohr flüstern. Und die haben anscheinend andauernd etwas zu erzählen, was keinem normalen Bürger etwas angeht.
Um die Spannung zu steigern, wird gerne in einem Thriller eine Flüsterstimme eingefügt.
Ich muss gestehen, dass ich in jungen Jahren auch gerne
getuschelt habe. Besonders in der Schule flüsterte ich hinter vorgehaltener
Hand meiner Nachbarin stets etwas ins Öhrchen. Die Lehrerin reagierte immer
ungehalten auf unsere Geheimniskrämerei! “Was gibt’s denn da zu tuscheln?“, dröhnte sie in die Klasse. Wir kicherten verhalten und konzentrierten uns
wieder auf den Unterricht. Oder taten zumindest so.
Übrigens:
Ich wurde an dem angekündigten Wochenende tatsächlich aus dem
Krankenhaus entlassen. Jetzt wüsste ich nur zu gerne, was die Ärzte als
Kommentar getuschelt haben.
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