Montag, 30. Dezember 2019

So was kann passieren

von Anne Pöttgen

Da ist ein letzter Brief zu schreiben. Mit der Hand, das geht im Moment gar nicht, denkt die Seniorin, geht zum Laptop und schreibt ihren Brief. Der natürlich ausgedruckt werden muss. Und da passiert es: Der Brief sieht blass aus - ausgerechnet jetzt - die Tinte!
Der Laptop wird aufgeklappt, alles ganz einfach, denkt die Seniorin. Das Kläppchen über ders schwarzen Tinte hoch - der Behälter raus, der neue rein. Drucken. Kurz wundert sich die Seniorin, dass kein Probedruck gemacht werden soll - ein Fortschritt, so gehet es schneller. Aber der Ausdruck!? Ein weißes Blatt. Auch beim nächsten Versuch. Ein Geistesblitz: die Folie. Wieder Deckel hoch, ein grässliches Ächzen, aber das ist normal. Folie ab und gut. Jetzt auch Probedruck
Der neue Ausdruck - er sieht genau so aus wie der alte. Verdammt. Die Seniorin wendet ihn hin und her. Kein Unterschied. Aber wieso ist nur der Text so blass? De Kopf, die Anschrift - ganz normal schwarz, Der Text IST BLAU! Welcher Teufel hat da seine Hand im Spiel? Die Seniorin wird es nie erfahren. Aber was ihr klar wird, die neue Tinte war überflüssig.

Und nun wünschen Sophie Lange und Anne Pöttgen ein gutes Neues Jahr 2020

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Weihnachten 2019


Sophie Lange und ich wünschen ein frohes Fest

Blüh und leuchte, goldner Baum

von Ernst Moritz Arndt



Blühe denn, leuchte, goldner Baum,
Erdentraum und Himmelstraum;
blüh und leuchte in Ewigkeit
durch die arme Zeitlichkeit!




Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen fröhlich sein,
fröhlich durch den süßen Christ,
er des Lebens Leuchte ist.




Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen tapfer sein
auf des Lebens Pilgerbahn,
kämpfend gegen Lug und Wahn.




Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen heilig sein,
rein wie Licht und himmelsklar,
wie das Kindlein Jesus war!




Ernst Moritz Arndt, 1768-1860 Bonn


Freitag, 6. Dezember 2019

Nikolaus



Zwar stammt Nikolaus von Myra aus der heutigen Türkei, jedoch hat sich Demre, das damalige Myra, erst seit etwa 1950 zu einer Pilgerstadt entwickelt. Dort bringt der Nikolaus nicht am 6. Dezember die Geschenke. Noel Baba kommt an Silvester.

Samstag, 30. November 2019

Der erste Advent



von Sophie Lange



Jetzt haben wir Advent,

was ihr ja alle kennt.

Wenn alles hektisch rennt,

DAS nennen wir Advent.



Es gibt der Advente vier,

stehen sonntags vor der Tür.

Und nach den vier Advente,

gibt’s dann die Weihnachtsente,

(wenn dafür reicht die Rente).



Sonntag, der 1. Dezember 2019


Samstag, 23. November 2019

Chrysanthemen


von Anne Pöttgen

Ende des 17. Jahrhunderts kamen erstmals Chrysanthemen nach Europa, 1862 sandte  Robert Fortune Kulturformen aus Japan nach Europa, die zur Grundlage der europäischen Chrysanthemenzüchtung wurden. Chrysanthemen-Sorten werden weltweit als Zierpflanzen für Parks, Gärten und Friedhöfe sowie als Schnittblumen verwendet. Die Garten-Chrysantheme gilt gar als „eine der wichtigsten gärtnerischen Kulturpflanzen“. Die Anzahl der Sorten wird mittlerweile auf einige Tausend geschätzt.[9]
Besonders von der Herbst-Chrysantheme (Chrysanthemum indicum) können frische und getrocknete Pflanzenteile zu einem aromatischen  Tee gebrüht werden. Die Blütenkörbe, Laubblätter und Achänen werden genutzt. Die Blütenkörbe werden in Essig eingelegt. Junge Laubblätter werden gegart gegessen. Die medizinischen Wirkungen wurden untersucht. Es wird ein Öl gewonnen.[10] Außerdem soll sie als Zugabe zum Badewasser sehr aromatisch sein (zitiert aus Wikipedia).

Mich erinnern Chrysanthemen immer an den Namenstag meiner Mutter (Katharina) am 25. November. Es stand immer ein großer Strauß dieser wunderschönen gefüllten Sorte in der Wohnung.


  • Kempei's photo cc By-SA

Samstag, 16. November 2019

Über Tote nur Gutes reden

von Sophie Lange 

Früher war es in den kleinen Eifeldörfern ein guter Brauch, dass – fast - das ganze Dorf an einer Beerdigung eines Dorfbewohners teilnahm. Zumindest eine Person aus jedem Haus sollte den letzten Weg begleiten. Heute ist das nicht mehr so; zu verschiedenartig sind die Bestattungsformen.
Nach der Beerdigung ging es dann zur Dorfschänke, wo eine Kaffeetafel gedeckt war. Nachdem alle einen Platz gefunden hatten, war es zunächst still in dem Raum. Doch nach ein paar Tassen Kaffee und einem Aufgesetzten war die Unterhaltung in vollem Gange. Der Geräuschpegel stieg ständig.
An einem Tisch hatten sich einige Nachbarn zusammengefunden.
„Ich habe vor ein paar Tagen Kathrinchen noch am Gartenzaun getroffen“, erzählt Gertrud.  „Und jetzt ist sie von uns gegangen.“ So weiß noch mancher etwas zu erzählen.  Eine andere Nachbarin erinnert daran, dass die Verstorbene immer alle Neuigkeiten aus dem Dorf wusste und blitzschnell verbreitete.
„Sie war eine Klatschtante“, tönt aus der Runde.  Vorsicht! Etwas Schlechtes darf nicht erwähnt werden. Denn eine alte Lebensweisheit lautet:


„Von Toten soll man nur Gutes sprechen.“  Schon im alten Rom wies man darauf hin: De mortuis nil nisi bene. Dieses „lateinische“ Sprichwort stammt schon aus dem alten Griechenland. Der Philosoph Chilon von Sparta soll der Urheber des Zitats sein. Die genaue Übersetzung heißt hier: „Von den Toten nichts außer auf gute Weise sprechen.“ Fällt einem partout nichts Gutes ein – es gibt ja auch Bösewichte unter den Menschen – soll man schweigen, ganz einfach den Mund halten.
Was steckt hinter dem Zitat. Vor allem die Ehrfurcht vor dem Toten und vor dem Tod grundsätzlich. Es ist aber auch eine Portion Angst dabei. Wer weiß, ob die Seelen der Verstorbenen nicht noch in unserer Nähe sind und sich für eine negative Beurteilung rächen wollen. Besonders auf den Friedhöfen soll es ja unheimlich sein.  Vielleicht packt einem plötzlich ein Geist ans Genick.

Daher stets bedenken. „De mortuis nil nisi bene – Über Tote nur Gutes sprechen.



         






Sonntag, 10. November 2019

Am Martinsabend



gesucht und gefunden von Sophie Lange


Am Martinsabend von C. (Clara) Viebig,
Erstveröffentlichung 1894, Auszug
in: Memoiren-Correspondenz Berlin, 8. November 1920



Die ganze Stadt duftete nach Leinöl und Schweineschmalz. In jedem Hause, reich oder arm, in jeder Küche, vornehm oder gering, brodelten sie in der Pfanne,  die runden kleinen Kuchen aus Buchweizenmehl; nur sind bei den Reichen mehr Korinthen drauf gestreut und bei den Armen sitzen sie vereinzelt im Teig, wie Fliegen im Winter! Herrlicher Anblick, wenn so ein Kuchen ins siedende Fett fällt, sich dehnt und aufgeht und knusprig bräunt - das Wasser läuft einem im Munde zusammen!
Für eine Kindernase am Niederrhein gibt’s keinen köstlicheren Geruch als den des Buchweizenpuffers. Rosen und Nelken sind gar nichts, und selbst kein anderer Kuchen, und sei er noch so dick mit Zucker bestreut oder mit Schokolade begossen, kann dagegen aufkommen. So ein richtiger rheinischer Puffer hat eben seinen ganz besonderen Duft – 's ist Poesie drin. Wenn er in der Pfanne liegt, dann schnuppern die lüsternen Näschen zur Küchentür herein, und vor dem glänzenden Kinderauge tanzen farbige Papierlaternen und ausgehöhlte Kürbisse mit brennenden Lichtlein, und in den Ohren klingt eine süße kleine Melodie: „Lustig, lustig, trallalla! Heut ist Martins – Abend da!“
In den Straßen der Stadt wogt und drängt es zur Abendstunde – hilf Himmel, was gibt es für eine Unmenge Kinder! - und jedes von ihnen trägt eine Papierlaterne oder einen Kürbis am langen Stock und schwenkt den und hält ihn hoch, damit kein böser Störenfried komme und das Lichtlein ausblase. Eine Schar lustiger Buben kommt das Trottoir entlang: „Platz da!“ sie blasen den Mädchen die Laternen aus und schreien ihnen ins Ohr:


„Cintmäten, Cintmäten!
Die Junges sind Rabbauen,
Die Mädchen wollen mer hauen;
Die Junges trinken roten Wing,
Die Mädels schmeißen mer in den Rhing.
Cintmäten, Cintmäten!“



Und die kleinen Evastöchter, nicht faul, antworten:

„Die Mädels trinken weißen Wing,
Die Junges schmeißen mer in den Rhing,
Cintmäten, Cintmäten!“



Im Nu sind die Laternen wieder angezündet, ein freundliches Schieben und Stoßen, helles Lachen ertönt – und fort geht’s an den hohen Häusern vorbei zum Marktplatz, wo der alte Kurfürst Jan Willem auf steinernem Ross sitzt und gravitätisch die Rechte in die Seite stemmt. An der Alongeperücke hocken verscheuchte Spatzen; trotz aller angeborenen Dreistigkeit sind sie erschrocken und gucken mit den verschlafenen Vogeläugelchen ängstlich hinunter auf das Gewoge: Rote Sterne, blaue Sterne, gelbe Sonnen, grüne Monde, liebliche Tulipanen und schreckhafte Fratzenlaternen, dicke Kürbisse mit wunderlich eingeritzten Gesichtern. Alles kribbelt und wibbelt durcheinander, und ganz in der Ferne kommt's an wie glühende Pünktchen, wie Leuchtkäferchen am dunklen Straßenende, wie eine glitzernde Schlange zieht's daher – und nun ist eine andere Schar da, und das alte Lied erklingt aufs Neue, und die fröhlichen Stimmen umtosen den gestrengen Jan Willem und die hurtigen Füße umtanzen seine kurfürstlichen Gnaden, dass der schier vom hohen Pferd herunter steigen möchte, wenn er nur nicht so ein versteinertes Mannsbild wäre.



Clara Viebig, Dichterin

       * 18. Juli 1860 in Trier

       von 1868 bis 1883 wohnhaft mit ihren Eltern in Düsseldorf, Am Schwaenmarkt

       ab 1883 in Berlin

       + 31. Juli 1952 in Berlin

        beigesetzt auf dem Nordfriedhof in Düsseldorf, im Grab ihres Vaters

Heinrich Hermann, 1905, Wikipedia gemeinfrei