von Sophie
Lange
Wie jeden Freitagabend sitzt ein Dutzend Heilige am
Stammtisch in der himmlischen Spelunke „Zur kalten Sophie“. Drei sitzen besonders
eng beisammen. „Wir drei sind die bekanntesten Wetterheiligen auf Erden“,
brüstet sich einer von ihnen.
„Kein Mensch kennt Mamertus, Pankratius und Servatius,“ korrigiert der heilige Bimbam.
„Die Namen vielleicht nicht“, sagt Nummer zwei von den Drei, „aber die drei Eisheiligen kennt jeder.“ Und der dritte setzt noch eins drauf: „Wir waren heute sogar in der Tagesschau. 'Die Eisheiligen sind unterwegs'; hat der Wetterfrosch verkündet, und es wurde mit der Bauernregel gewarnt:
„Kein Mensch kennt Mamertus, Pankratius und Servatius,“ korrigiert der heilige Bimbam.
„Die Namen vielleicht nicht“, sagt Nummer zwei von den Drei, „aber die drei Eisheiligen kennt jeder.“ Und der dritte setzt noch eins drauf: „Wir waren heute sogar in der Tagesschau. 'Die Eisheiligen sind unterwegs'; hat der Wetterfrosch verkündet, und es wurde mit der Bauernregel gewarnt:
Ehe die Eisheiligen nicht vorbei,
ist nicht sicher vor Kälte der Mai.“
ist nicht sicher vor Kälte der Mai.“
„Wenn der euch hier sitzen sähe! Von wegen „unterwegs“,
brummelt der Heilige Strohsack.
Jetzt mischt sich ein blond gelockter Pappenheimer ein: „Ihr seid vielleicht bekannt auf Mutter Erde, aber beliebt seid ihr nicht. Da freuen sich die Menschen auf den Monat Mai und dann kommt ihr frostigen Typen und macht jede Wonne zunichte.“ Alle nicken zustimmend.
Jetzt mischt sich ein blond gelockter Pappenheimer ein: „Ihr seid vielleicht bekannt auf Mutter Erde, aber beliebt seid ihr nicht. Da freuen sich die Menschen auf den Monat Mai und dann kommt ihr frostigen Typen und macht jede Wonne zunichte.“ Alle nicken zustimmend.
Mamertus, Pankratius, Servatius
bringen oft Kälte und Verdruss.
„Ab mit Euch, sonst bringt ihr die ganze Wettervorhersage
durcheinander“, mahnt jetzt Sophie, die Mutter aller Stammtische. Mürrisch
stehen die drei heiligen Gesellen auf und ab geht’s zur Erde. Sie werden es den
Menschen schon zeigen: Eis, Schnee, Nachtfrost; alles für einen Kälteeinbruch haben
die strengen Herren für ihre Namenstage am 11., 12. und 13. Mai im Gepäck, bzw.
im Rucksack. Sie werden ihren Namen alle Ehre machen: Kalte Tage, frostige
Nächte, Blitzeis, Schneegestöber.
„Danach bist du dran, liebe kalte Sophie“, erinnert der Heilige Hallodri und deklariert:
„Danach bist du dran, liebe kalte Sophie“, erinnert der Heilige Hallodri und deklariert:
Sophie man die Kalte nennt,
weil sie gern kalt Wetter bringt.
weil sie gern kalt Wetter bringt.
Sophie trägt ihren Spitznamen mit Würde. Sie ist wohl die
bekannteste weibliche Heilige auf Erden, denn Gärtner und Floristen beachten
ihren Namenstag am 15. Mai. Sie warnen Kunden, vorher keine Balkonpflanzen raus
zu stellen und im Garten mit allem zu warten, was frostempfindlich ist.
Ein komischer Heilige am runden Tisch weiß es ganz
genau:
Vor Nachtfrost du nicht sicher bist,
bis Sophie vorüber ist.
bis Sophie vorüber ist.
Du heiliges Kanonenrohr! Hoffentlich ist danach wirklich
Schluss mit den Eisheiligen und der kalten Sophie, mit Bibbern und Zittern, mit
Jammern und Klagen. Dann können die Heiligen in der Spelunke „Zur kalten
Sophie“ endlich wieder am Stammtisch ungestört klönen. Und auf Erden singen die
Menschen voller Wonne:
Nur einmal blüht im Jahr der Mai
Es streuet Blüten jedes Jahr
Der Lenz auf allen Wegen,
Bringt Rosen dir zur Gabe dar
Und liebereichen Segen.
Da lass die Sorgen all' vorbei
Und schütze die zarten Triebe!
Nur einmal blüht im Jahr der Mai,
Nur einmal im Leben die Liebe.
Nur einmal blüht im Jahr der Mai,
Nur einmal im Leben die Liebe.
Bald ist der zarte Duft verhaucht,
Die roten Rosen sterben,
Du siehst, was sonst in Glück getaucht,
Nach kurzem Traum verderben.
Dann ist's, als ob ins Herz die Reu
Mit brennenden Lettern schriebe:
Nur einmal blüht im Jahr der Mai,
Nur einmal im Leben die Liebe.
Nur einmal blüht im Jahr der Mai,
Nur einmal im Leben die Liebe.
Und ist dereinst dein Haar erbleicht,
So wirst du oftmals klagen
Um einen süßen Traum vielleicht
Aus fernen Jugend Tagen.
Wohl hast du damals froh und frei gedacht,
Dass es stets so bliebe.
Doch: Nur einmal blüht im Jahr der Mai,
Nur einmal im Leben die Liebe.
Nur einmal blüht im Jahr der Mai,
Nur einmal im Leben die Liebe.
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Wieder ein toller Beitrag - aktuell zu Mitte Mai. Ich wusste nicht mal die einzelnen Namen dieser kalten Gesellen - ich fand es richtig spannend, mal mehr darüber zu erfahren.
AntwortenLöschenUnd eine Frage schließe ich gleich an: Im Verlauf dieses Jahres entstehen in meiner Gruppe Texte, passend zum jeweiligen Monat. Je 2-3 wähle ich dann aus, um im Endeffekt ein Jahresbuch (Anthologie) aus den Geschichten zu machen.
Wäre es möglich, dass ich diese Eisheiligen mit einplanen darf?
Dein Text passt wunderbar und gefällt mir sehr.
LG gittarina
Liebe Gitta, das darfst du gerne machen. Ich freue mich, wenn ich dabei sein darf!
AntwortenLöschenSuper, dann werde ich mir das mal speichern - wird natürlich noch ein Weilchen dauern. Es wird beides: ein ebook und ein Taschenbuch werden!
LöschenLG Gitta
In jungen Jahren fand ich die Eisheiligen ziemlich altmodisch und ich belächelte diejenigen, die an sie glaubten und sich danach richteten. Aber mit jedem Jahr Lebenserfahrung wurde mir ihre Existenz bestätigt. So dass ich jetzt niemals vor den Eisheiligen die Winterjacke wegräume, das Kirschkernkissen und die Wollsocken bleiben in Reichweite und auch die Winterreifen werden erst nach der kalten Sophie gewechselt. Nur die Balkonpflanzen müssen es nach wie vor irgendwie alleine schaffen.
AntwortenLöschenDass man die Eisheiligen-Tage stets beobachet hat, zeigen die zahlreichen Wetterregeln.
LöschenZum lachen ist dieser komische Ratschlag: Pankraz, Servaz, Bonifaz und die kalte Sophie - vorher lach' nie!
Ja, manchmal bringen sie sogar noch Nachtfröste mit, diese Gesellen.
AntwortenLöschenEs gibt allerdings einen Hoffnungsschimmer, denn eine alte Bauernregel sagt: "De streng Heilige regiere net lang."
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