von Sophie Lange
„Ob die Kinder heute mit den Fotos kommen?“, überlegten die
Großeltern. Während der Ferien waren Kinder und Enkel in Urlaub gefahren, der
Sohn mit Familie an den Bodensee, die Tochter nach Mallorca. Sie hatten
versprochen, viele Fotos zu schießen, um die
Eltern am Urlaub teilhaben zu lassen. Jetzt warteten sie auf die
versprochenen Bilder.
„Das dauert vielleicht etwas, bis die Fotos entwickelt sind“, meinte der Opa, und Oma hielt es sogar für wahrscheinlich, dass die Kinder die Erinnerungen vielleicht schon in ein Fotoalbum eingeklebt hatten.
Und eines Sonntags kamen sie dann alle. Von einem Fotoalbum allerdings keine Spur. Dagegen stürzte die Tochter gleich auf die Eltern zu. Sie zog ihr Handy hervor, wischte, tippte und sagte stolz: „Guckt mal, der Strand“. Weiter kamen Bilder vom Strand, immer wieder Strand, Die Alten wussten nichts richtig damit anzufangen. „Die Bilder sind aber klein“, kniff Oma die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Wieder wischte die Tochter, zog mit den Fingern die Bilder auseinander. Die Fotos wurden größer, aber die Ratlosigkeit blieb.
„Ihr wolltet uns doch Fotos zeigen“, sagte Oma verunsichert.
Die Tochter schüttelte den Kopf: „Aber Mami, das sind doch Fotos.“ Betretenes Schweigen.
Endlich erklärte dann der Sohn ruhig: „Wir haben Handyfotos gemacht. Das macht man heute so.“
Davon hatten die Großeltern natürlich schon gehört. Sie lebten ja nicht auf dem Mond. Aber die Urlaubsfotos hatten sie sich anders vorgestellt: Von Negativen entwickelt, aus Papier, die man richtig anfassen konnte, nahe zu den Augen führen konnte und auf denen man immer etwas Neues entdeckte. Kein Digital-Chaos.
„Das dauert vielleicht etwas, bis die Fotos entwickelt sind“, meinte der Opa, und Oma hielt es sogar für wahrscheinlich, dass die Kinder die Erinnerungen vielleicht schon in ein Fotoalbum eingeklebt hatten.
Und eines Sonntags kamen sie dann alle. Von einem Fotoalbum allerdings keine Spur. Dagegen stürzte die Tochter gleich auf die Eltern zu. Sie zog ihr Handy hervor, wischte, tippte und sagte stolz: „Guckt mal, der Strand“. Weiter kamen Bilder vom Strand, immer wieder Strand, Die Alten wussten nichts richtig damit anzufangen. „Die Bilder sind aber klein“, kniff Oma die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Wieder wischte die Tochter, zog mit den Fingern die Bilder auseinander. Die Fotos wurden größer, aber die Ratlosigkeit blieb.
„Ihr wolltet uns doch Fotos zeigen“, sagte Oma verunsichert.
Die Tochter schüttelte den Kopf: „Aber Mami, das sind doch Fotos.“ Betretenes Schweigen.
Endlich erklärte dann der Sohn ruhig: „Wir haben Handyfotos gemacht. Das macht man heute so.“
Davon hatten die Großeltern natürlich schon gehört. Sie lebten ja nicht auf dem Mond. Aber die Urlaubsfotos hatten sie sich anders vorgestellt: Von Negativen entwickelt, aus Papier, die man richtig anfassen konnte, nahe zu den Augen führen konnte und auf denen man immer etwas Neues entdeckte. Kein Digital-Chaos.
Der Enkel wollte den Großeltern nun eine echte Sensation
bieten. „Schaut mal,“ hielt er sein Handy hin „Fotos von einem Verkehrsunfall.
Wir sind ganz nah vorbeigekommen. Papa musste langsam fahren und ich hab
laufend geknipst.“ <
Oma guckte schnell weg. Das wollte sie nun wirklich nicht
sehen. Opa war schon eher interessiert.
Um es kurz zu machen. Der Nachmittag mit den Urlaubsfotos
wurde zunächst eine große Enttäuschung. Doch dann zog der Sohn einen Umschlag
aus seiner Jackentasche und nun kamen normale Fotos, natura, aus Papier zum
Vorschein. Und ohne Passwort, ohne wischen, ohne klicken, ohne tippen konnten
die Großeltern richtig schöne Urlaubsfotos der Familie bestaunen. Sie waren
sicher, diese Fotos würden hundert Jahre halten. Und schon war die Welt wieder
in Ordnung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.
Beide Links auf der Seite Datenschutz