Freitag, 8. März 2019

Schnäppchen mit Folgen


von Sophie Lange

Neulich erzählte ich hier bei den Seniorenstories unter der Überschrift „Einkauf mit Hindernissen“, dass ich jede Menge Katzen- und Hundefutter gekauft hatte, obwohl wir weder das eine noch das andere Haustier besitzen. Aber das war ein Sonderangebot und sooo billig. Bei so einem Schnäppchen muss man doch zugreifen, dachte ich. Aber diese Aktion hat mir im Nachhinein viel Ärger bereitet. Keiner in der Familie hatte Verständnis für meinen skurrilen Spargedanken. Und überall standen die Kartons mit dem Dosenfutter im Weg.

„Schaff das Zeug raus“, lamentierte mein Mann genervt. Aber wohin damit! Irgendwann ein Geistesblitz: Um das Nachbarhaus strich doch immer eine Katze. Etwas später klingelte ich dort, mit einem Karton Katzenfutter in den Händen. Ich erzählte mein Missgeschick und bot das Futter an – für umsonst. Ganz für umsonst! „Das ist nicht unsere Katze“ reagierte die Frau von nebenan unwirsch. „Wenn ich die jetzt füttere, will die sich hier täglich satt fressen. Nee danke.“ Mit einem Knall schlug sie die Türe zu.
Mir kam eine neue Idee. Ich würde im Garten täglich eine Mahlzeit für herumstreunende Katzen und andere Viecher bereitstellen. Doch dieser Vorschlag fand kein Verständnis bei meinen Lieben. „Dann lass uns doch gleich eine Katze anschaffen“, meinte unser Tochter. Anschaffen! Und fügte noch hinzu: „Kätzchen sind ja sooo süß.“ Doch da sprang unser Sohn dazwischen. „Süüüß!? Wir füttern im Winter die Vögel, damit der Stubentiger sie im Frühjahr auffrisst.“ Und mein Mann unterstützte ihn: „Ins Haus kommt mir keine Katze, überall diese Katzenhaare. Und draußen im Garten hat sich bald eine ganze Horde angesiedelt. Nee, nee, bloß keine Katze!“


Ich witterte Morgenluft. „Dann lieber einen Hund“, schlug ich vor. „Und wer soll täglich mit der stets kläffenden Bestie Gassi gehen?“, fragte der Hausherr und warf einen strengen Blick in die Runde. Wie aus einem Mund kam die Antwort: „Ich hab' keine Zeit.“ Also Hund war auch gestrichen.

Ich machte mich wieder auf zur Nachbarschaft. An einem herrschaftlichen Haus klingelte ich. Die hatten bestimmt eine Katze. Und tatsächlich. Eine auf jung getrimmte Dame in einem legeren lila Hausanzug öffnete. Im Arm ein geschecktes Schmusekätzchen. „Süüüß!“, sagte ich und wollte das Fellknäuel streicheln. Die Süße hielt jedoch nichts von Liebkosungen von Fremden, fuhr die niedlichen Krallen aus und knurrte angriffslustig. So ein kleines Biest! Erschrocken wich ich zurück und trug mein Angebot vor: „Katzenfutter, für umsonst. Ganz für umsonst!“ Die 'gnädige Frau' geruhte einen Blick auf eine Dose zu werfen. „So 'nen billigen Fraß mag mein Isabellchen nicht,“ schnatterte sie hoheitsvoll. Und Isabella, die Schöne aller Schönsten, bestätigte ihr Frauchen mit einem piepsenden “Miau!“ Zum zweiten Mal an diesem Tag knallte vor meiner Nase eine Tür zu.

Mit einem Karton Hundefutter sprach ich nun im Park Leute an, die ihren Hund Gassi führten. Doch alle schauten mich voller Argwohn an. Ein älterer Spaziergänger, an der Leine eine struppige Töle, blaffte mich an: „Das ist wohl geklaut!?“ Der Hund, Rasse Hinterhofkreuzung, unterstützte sein Herrchen und bellte mich wütend an. Ein vorwurfsvoller Hundeblick traf mich. Ich machte, dass ich nach Hause kam.

Dort erwartete mich eine Überraschung. Gemeinsam mit unserem Sohnemann lud der Herr des Hauses die ungeliebten Sonderangebote ins Auto. „Ich habe in einem Tierheim angerufen, in dem herrenlose Tiere Asyl finden,“ erklärte der Filius mit stolz gewölbter Brust. „Dort freut man sich über eine Spende.“ Wieso war nicht mir diese Lösung des Problems eingefallen? Mit Kawumm warf ich die verweigerte Ration Hundefutter ins Auto. 

Nun war die Sache ausgestanden. Doch wenn ich jetzt einkaufen fahre, kommt von der Familie im Chor die bange Bitte: „Mach bloß einen weiten Bogen um Schnäppchen jeder Art.“ „Mach' ich,“ verspreche ich und grunze leise vor mich hin … „wenn's auch schwer fällt.“




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