von Sophie Lange
Neulich erzählte ich hier bei den Seniorenstories unter der
Überschrift „Einkauf mit Hindernissen“, dass ich jede Menge Katzen- und
Hundefutter gekauft hatte, obwohl wir weder das eine noch das andere Haustier
besitzen. Aber das war ein Sonderangebot und sooo billig. Bei so einem
Schnäppchen muss man doch zugreifen, dachte ich. Aber diese Aktion hat mir im
Nachhinein viel Ärger bereitet. Keiner in der Familie hatte Verständnis für
meinen skurrilen Spargedanken. Und überall standen die Kartons mit dem
Dosenfutter im Weg.
„Schaff das Zeug raus“, lamentierte mein Mann genervt. Aber
wohin damit! Irgendwann ein Geistesblitz: Um das Nachbarhaus strich doch immer
eine Katze. Etwas später klingelte ich dort, mit einem Karton Katzenfutter in
den Händen. Ich erzählte mein Missgeschick und bot das Futter an – für umsonst.
Ganz für umsonst! „Das ist nicht unsere Katze“ reagierte die Frau von nebenan
unwirsch. „Wenn ich die jetzt füttere, will die sich hier täglich satt fressen.
Nee danke.“ Mit einem Knall schlug sie die Türe zu.
Mir kam eine neue Idee. Ich würde im Garten täglich eine
Mahlzeit für herumstreunende Katzen und andere Viecher bereitstellen. Doch
dieser Vorschlag fand kein Verständnis bei meinen Lieben. „Dann lass uns doch
gleich eine Katze anschaffen“, meinte unser Tochter. Anschaffen! Und fügte noch
hinzu: „Kätzchen sind ja sooo süß.“ Doch da sprang unser Sohn dazwischen.
„Süüüß!? Wir füttern im Winter die Vögel, damit der Stubentiger sie im Frühjahr
auffrisst.“ Und mein Mann unterstützte ihn: „Ins Haus kommt mir keine Katze,
überall diese Katzenhaare. Und draußen im Garten hat sich bald eine ganze Horde
angesiedelt. Nee, nee, bloß keine Katze!“
Ich witterte Morgenluft. „Dann lieber einen Hund“, schlug ich
vor. „Und wer soll täglich mit der stets kläffenden Bestie Gassi gehen?“,
fragte der Hausherr und warf einen strengen Blick in die Runde. Wie aus einem
Mund kam die Antwort: „Ich hab' keine Zeit.“ Also Hund war auch gestrichen.
Ich machte mich wieder auf zur Nachbarschaft. An einem
herrschaftlichen Haus klingelte ich. Die hatten bestimmt eine Katze. Und
tatsächlich. Eine auf jung getrimmte Dame in einem legeren lila Hausanzug
öffnete. Im Arm ein geschecktes Schmusekätzchen. „Süüüß!“, sagte ich und wollte
das Fellknäuel streicheln. Die Süße hielt jedoch nichts von Liebkosungen von
Fremden, fuhr die niedlichen Krallen aus und knurrte angriffslustig. So ein
kleines Biest! Erschrocken wich ich zurück und trug mein Angebot vor:
„Katzenfutter, für umsonst. Ganz für umsonst!“ Die 'gnädige Frau' geruhte einen
Blick auf eine Dose zu werfen. „So 'nen billigen Fraß mag mein Isabellchen
nicht,“ schnatterte sie hoheitsvoll. Und Isabella, die Schöne aller Schönsten,
bestätigte ihr Frauchen mit einem piepsenden “Miau!“ Zum zweiten Mal an diesem
Tag knallte vor meiner Nase eine Tür zu.
Mit einem Karton Hundefutter sprach ich nun im Park Leute an,
die ihren Hund Gassi führten. Doch alle schauten mich voller Argwohn an. Ein
älterer Spaziergänger, an der Leine eine struppige Töle, blaffte mich an: „Das
ist wohl geklaut!?“ Der Hund, Rasse Hinterhofkreuzung, unterstützte sein
Herrchen und bellte mich wütend an. Ein vorwurfsvoller Hundeblick traf mich.
Ich machte, dass ich nach Hause kam.
Dort erwartete mich eine Überraschung. Gemeinsam mit unserem
Sohnemann lud der Herr des Hauses die ungeliebten Sonderangebote ins Auto. „Ich
habe in einem Tierheim angerufen, in dem herrenlose Tiere Asyl finden,“
erklärte der Filius mit stolz gewölbter Brust. „Dort freut man sich über eine Spende.“
Wieso war nicht mir diese Lösung des Problems eingefallen? Mit Kawumm warf ich
die verweigerte Ration Hundefutter ins Auto.
Nun war die Sache ausgestanden. Doch wenn ich jetzt einkaufen
fahre, kommt von der Familie im Chor die bange Bitte: „Mach bloß einen weiten
Bogen um Schnäppchen jeder Art.“ „Mach' ich,“ verspreche ich und grunze leise
vor mich hin … „wenn's auch schwer fällt.“
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