von Sophie Lange
In
jedem Dorf gab und gibt es Treffpunkte, wo Neuigkeiten ausgetauscht
werden. Für die Männer sind das die Kneipen, wo sie an der Theke
sich unterhalten und diskutieren können.
Für
Frauen war das früher, also noch früher als früh, der Dorfbrunnen,
aber Frauen diskutierten – laut Männermeinung – nicht. Sie geben
sich dem Klatsch und Tratsch hin: Wer mit wem und wer mit wem nicht
mehr, wer krank oder gesund, wer geerbt hat oder wer enterbt worden
ist, wer reich ist oder bettelarm, wo der Haussegen schief hängt und
warum. Da konnte man wirklich staunen, das hätte man den Dörflern
gar nicht zugetraut. Wenn frühmorgens Lenchen aus dem Unterdorf noch
den Schnupfen hatte, so hatte sie abends schon eine Lungenentzündung.
Gerüchte wachsen mit zunehmendem Tageslicht.
Später
war es der Tante Emma-Laden, wo Frauen Gelegenheit hatten, ihr
Mitgefühl für andere durchzuhecheln. Da wusste man auch, was beim
Nachbarn mittags auf dem Tisch stand: Heringe oder schon wieder
Eintopf. Die Kinder wurden ausgefragt, was Mama kochte. Die kleine
Franziska erklärt mal stolz: Bei uns gibt es jeden Tag Grompere mit
Kartoffel. Also Kartoffel mit Kartoffel. Das war dann schon ein
Dorfgespräch. Es passierte ja sonst nichts? Oder doch: Da wurde der
Pfarrer von einem Hund in die Wade gebissen und Sabine hatte sich
schon wieder ein Paar neue Schuhe gekauft. Und seit kurzem hatten
einige Ziegen hier ihr Heim gefunden.
Und wo
trifft man sich heute? Christa hat es mir erklärt: auf dem Friedhof.
Sie berichtet: Wenn ich zum Friedhof gehe, treffe ich immer andere
aus dem Dorf und dann weiß ich bald alle Neuigkeiten. Heute geht es
um Krankenhausaufenthalte, Operationen, Unfälle, Scheidungen und so
weiter. Und wenn keine Besucher da sind, versucht Christa ein
Schwätzchen mit den Toten. Die haben so manches Geheimnis mit ins
Grab genommen. Aber leider schweigen sie wie ein Grab.
In meiner Jugend traf man sich gerne an der Bushaltestelle, genannt Bahnebud. Wo sich die Jugend heute trifft? Keine Ahnung. Wahrscheinlich bin ich schon in der zweiten Tiefschlafphase, wenn die Jugend von heute das Haus verlässt. Ich habe munkeln gehört,dass man sich gerne dort trifft, wo es freies W-Lan gibt. Selbst beobachtet habe ich das allerdings nicht. Ich vermute allerdings, die meisten treffen sich im Internet und da geht es ja auch meist um Klatsch und Tratsch.
AntwortenLöschenMir wurde auch gesagt, dass Mc Donald "Treffpunkt Mac" in Köln beliebt ist. Dort kann man auch ganz zwanglos abhängen. und muss nicht unbedingt etwas verzehren. Ausprobieren will ich es nicht, ist wahrscheinlich was für junge Leute.
AntwortenLöschenJa, liebe Eifelmatrone - wir beide in Köln bei Mac, auch das gäbe Anlass u Klatsch und Tratsch
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